Als ich die "Interactions 2024" Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn betrete, spüre ich sofort, dass ich mich auf etwas Neues, einzigartiges einlasse.
Die gesamte Ausstellung dreht sich um die Frage, wie Kunst und Betrachter miteinander in Beziehung treten – wie der Betrachter durch Kunst beeinflusst wird und umgekehrt.
Es ist eine Herausforderung, die mir bewusst macht, dass Kunst nicht mehr nur ein statisches Objekt ist, sondern ein lebendiger Dialog.
Das erste Werk, das meine Aufmerksamkeit erregt, ist von FAMED, einem Künstlerkollektiv, das für seine konzeptuellen und gesellschaftskritischen Arbeiten bekannt ist.
Ihr Werk hier spielt mit dem Begriff der Autorität und der Machtstrukturen in der Kunstwelt.
Ich stehe vor einer scheinbar einfachen Installation, aber beim näheren Hinsehen offenbart sich eine tiefere Bedeutungsebene.
Es geht um das Spannungsverhältnis zwischen dem, was wir als "wertvolle" Kunst betrachten und was nicht. FAMED fordert uns heraus, unsere eigenen Urteile und Vorurteile zu hinterfragen. Ihre Kunst ist eine stille Provokation, die mich dazu bringt, über die Mechanismen nachzudenken, die die Kunstwelt formen.
Weiter geht es zu den Arbeiten von Esra Gülmen, die mich mit ihrem Humor und ihrer zugänglichen Art sofort anzieht.
Gülmen ist bekannt für ihre minimalistischen Illustrationen und typografischen Arbeiten, die oft einen humorvollen oder ironischen Unterton haben. Hier in der Ausstellung präsentiert sie Werke, die alltägliche Situationen und Gedanken mit einer humorvollen Leichtigkeit darstellen.
Ein Satz, den ich an der Wand lese, bringt mich zum Lächeln: „Everything is going to be OK.“
Ein simples Versprechen, aber in der heutigen Zeit fühlt es sich gleichzeitig beruhigend und provokant an.
Gülmen schafft es, mit wenig Worten und einfachen Zeichnungen eine tiefere Reflexion über unsere alltäglichen Ängste und Hoffnungen anzuregen.
Die Arbeiten von Carsten Höller sind immer ein Erlebnis für sich. Bekannt für seine wissenschaftlich inspirierten Installationen, die oft wie Experimente wirken, schickt Höller den Betrachter auf eine Reise durch die Sinne.
Hier in der Ausstellung gibt es eine Art Labyrinth, das mich herausfordert, meine Wahrnehmung in Frage zu stellen.
Ich fühle mich, als ob ich Teil eines Experiments bin, bei dem ich nicht weiß, was mich erwartet – genau das ist Höllers Absicht. Seine Arbeiten sind ein Spiel mit unseren Sinnen, bei dem er uns zwingt, unsere Umgebung und uns selbst neu zu hinterfragen.
Tomas Kleiner's Werke strahlen eine meditative Ruhe aus.
In der Ausstellung hängen großformatige Leinwände, die abstrakt, aber zugleich emotional sind.
Je länger ich sie betrachte, desto mehr fühle ich mich von den subtilen Farbverläufen und der Schlichtheit seiner Arbeit angezogen.
Kleiner fordert keine laute Reaktion, sondern lädt dazu ein, innezuhalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Als ich bei Gabriel Lester's Installationen ankomme, fühle ich mich, als ob ich in eine Geschichte eintauche.
Seine Werke sind oft narrative Installationen, die mit Licht, Raum und Bewegung arbeiten.
Hier werde ich Teil eines sich ständig verändernden Raumgefüges, das mich dazu zwingt, mich zu bewegen, nachzudenken und meine Umgebung zu erkunden.
Lester schafft es, eine Atmosphäre zu erzeugen, in der der Raum selbst zur Geschichte wird – eine Geschichte, die ich selbst erlebe und interpretiere.
Clare Strand's Arbeiten haben einen faszinierenden, experimentellen Ansatz.
Eine ihrer bekanntesten Arbeiten basiert auf dem Zufall – sie überlässt das Ergebnis ihrer Kunst oft unvorhersehbaren Prozessen.
Hier in der Ausstellung gibt es ein Werk, das auf zufällige Algorithmen setzt, um Fotografien zu erzeugen.
Ich stehe vor einem Bildschirm und sehe, wie Bilder sich ständig verändern, ohne dass ich Einfluss darauf habe.
Es ist eine interessante Reflexion über Kontrolle und Zufall in der Kunst und im Leben.
Stand : 23.10.2024
*Aus jedem Tag das Beste zu machen, das ist die größte Kunst.*
Bundeskunsthalle
Von Salvator Mundi
am 23. Oktober 2024