Die Dauerausstellung hat mir gut gefallen. Ein Bereich beschäftigt sich mit den Lebensräumen "Stadt, Land und Fluss" und der andere Teil mit der Erdgeschichte in und um Dortmund. Besonders interessant fand ich den Teil zum Möhnesee. Obwohl der größte Stausee Nordrhein-Westfalens künstlich geschaffen wurde, ist er auch ein artenreiches Ökosystem, in dem sogar kleine Quallen, Flusskrebse und Süßwasserschwämme vorkommen. Ein Großaquarium illustriert die vielfältigen Fischgemeinschaften im Möhnesee, darunter Schwärme von Rotaugen. Dieser in Ufernähe lebende Fisch ist sehr anpassungsfähig. Er kann beispielsweise sein Wachstum drosseln, wenn es wenig zu fressen gibt. Und natürlich ist der Möhnesee ein wichtiger Rastplatz für mindestens 150 Wasservogelarten. Zugvögel, die nicht über die Mittelgebirge fliegen können und nach Frankreich oder Spanien unterwegs sind, kommen fast zwangsläufig hier entlang, um sich den Bauch voll zu schlagen. Allerdings gibt es auch Herausforderungen für das pflanzliche und tierische Leben am Möhnesee. Weil der Mensch über den Möhnessee die Ruhr reguliert, schwankt der Wasserstand sehr stark, was schlecht für die Vegetation am Ufer ist und brütende Vögel fernhält. Besonders im Norden würde ohne menschliches Eingreifen an den steilen Hängen Material abgetragen werden, weil es einfach an natürlicher Seevegetation beziehungsweise stabilisierenden Wurzeln mangelt. Interessant ist auch, dass die Autobahn als biologischer "Lebensraum" vorgestellt wird: Wegen der Streusalze und Autoabgase gedeihen hier nur Spezialisten - Pflanzen, die eigentlich an den Salzwiesen der Nordseeküste beheimatet sind. Hervorgehoben werden in der Ausstellung auch die beeindruckenden Leistungen unserer Bäume im Wald. Eine Eiche erreicht etwa die Ausmaße eines achtstöckigen Hauses. Sie setzt genug Sauerstoff frei, um zwölf atmende Menschen zu versorgen. Sie hat 150.000 Blätter - das sind doppelt so viele als das Dortmunder Borussia-Stadion Zuschauer aufnimmt! Eine Eiche filtert im Jahr eine 1 Tone Staub aus der Atmosphäre. Der Schwerpunkt des zweiten Teils der Dauerausstellung liegt auf der Eiszeit, der Kreidezeit und der Karbonzeit. Auf Gesteine und Fossilien aus diesen drei Epochen vor 20.000, 100 Millionen und 300 Millionen Jahren stößt man, wenn man in Dortmund gräbt. Bei den Bauarbeiten für die Westfalenhallen 1979 kamen etwa Riesenammoniten zum Vorschein. Es handelte sich dabei um Verwandte der Tintenfische, die ihren Kopf und ihre Arme in schneckenartige Häuser zurückziehen konnten. Die Dortmunder Exemplare erreichten immerhin die Größe von Handtellern, konnten aber - wie ein Fund bei Seppenrade im Münsterland zeigt - auch bis zu 1,8 Meter groß werden. Highlight ist definitiv das Skelett eines Wollhaarmammut, das in der Nordsee vor Rotterdam gefunden wurde. Die Tier- und Pflanzenwelt der Eiszeit glich übrigens nicht einer heutigen sibirischen Landschaft, sondern mehr der ostafrikanischen Seregenti. Grüne Wiesen aus Kräutern, Büschen und Gräsern erstreckten sich so weit das Auge reichte. Bäume gab es nur in Flusstälern. Schnee fiel in den kalten Wintern der Eiszeit kaum. Der Grund: Viel Wasser war damals in den Gletschern im Norden gebunden, entsprechend mäßig fiel der damalige Niederschlag aus. Das Klima war recht kalt und trocken. Die großen Pferde-, Bison- und Rentierherden fanden daher reichlich Grünzeug, ebenso wie einzelgängerischen Wollnashörner. Mammuts zogen in Familienverbänden umher, die etwa 30 Tiere umfassten, geleitet von einem der ältesten Weibchen, der Leitkuh. Die Bullen waren meist allein unterwegs und belästigten nur zur Paarungszeit die Mammutkühe und ihre Jungtiere. Rund 180 Kilogramm musste ein Mammut am Tag vertilgen, also fast ununterbrochen fressen. Die Präsentation der Eiszeittiere ist sehr informativ, auch dank Bildschirmen, die eine Mammutherde digital auferstehen lassen.
Naturmuseum Dortmund
Von Jannik Gorewoda
am 19. April 2025