So inspiriert ging es für uns dann weiter Richtung Bröhan-Museum. Karl Bröhan war ein Unternehmer und Kunstsammler, der aus seiner Sammlung zu Art Deco, Jugendstil und Funktionalismus ein Museum gestaltete. Ein fantastisches Museum für alle, die mit diesen Epochen etwas anfangen können (ich liebe sie) und denen beispielsweise moderne Kunst manchmal zu abstrakt ist. Hier geht es auch immer Funktion und Funktionalität, um Design, auch um Konzepte - aber die Sachen sind einfach oft wunderschön. Ich konnte mich gar nicht sattsehen. Eine Ausstellung zu Gerold Miller ist auch noch zu sehen: erstmal wird ein zeitgenössischer Künstler präsentiert. Ich liebe seine Farben, seine reinen, glatten Farbflächen (auf Fotos schwer festzuhalten). Dazu kommt noch eine Ausstellung der „Alchimia“-Bewegung aus Italien. Diese Bewegung prägte wie in der ersten Hälfte des Jahrhunderts das Bauhaus und die deutsche Moderne das Design der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, mit viel Witz, Farbe und ganz besonderen Themen und Ästhetiken. Ich hatte tatsächlich den Namen schon mal gelesen, aber überhaupt keine Vorstellung von dem Wirken dieser Gruppe. Die Ausstellung ist toll, bunt, absurd, ich würde mir wenig davon ins Wohnzimmer stellen, aber alleine diese Ideen.. wunderbar. Mein Lieblingsobjekt war die wenig nützliche Hand („Handroid“) von dem recht bekannten Designer Dan Friedman. Irre. Die dritte Ausstellung befand sich im Dachgeschoß: Eine Ausstellung zu dem Berliner Fotographen und Reporter Will McBride, einem ausgemusterten GI, der Ende der Fünfziger in Berlin „hängenblieb“. Ich finde, er machte super lebendige Fotos und er war gleichzeitig durchaus auch gesellschaftskritisch. Er packte die ignorierten Themen der Adenauer-Ära an (Sexualität in jeder Form, Geburt, Abtreibung, Beziehungen auf Augenhöhe). Prägend war er für ein Magazin namens „Twen“, was bis 1970 erschien. Er scheint ein Mensch gewesen zu sein, der sich gerne mit Menschen umgab, feierte, auf Reisen ging - sehr sympathisch. In der Ausstellung werden zentrale Werke im Zusammenhang mit seinem Leben in Berlin präsentiert. Nach der Arbeit an der „Twen“ arbeitete er wohl in München für die „Quick“, ging dann in die Toskana, um als Künstler zu arbeiten, um dann wieder in den Neunzigern nach Berlin zurückzukehren. Super Typ!
Auch ein super Museum: wenn man mit den genannten Themen irgendwie etwas anfangen kann, sollte man es aufsuchen. Drumherum kann man noch wunderbar im schönen Charlottenburg an Gründerzeithäusern und Häusern der Nachkriegsmoderne vorbeispazieren oder das Schloss Charlottenburg angucken.
Bröhan Museum
Von Sebastian P.
am 03. Mai 2025